Am 5. Juli kam es zu einer der größten Überschwemmungen, die schreckliches Unheil anrichtete. Der Bericht lautet: Über Ebersgrund zur Birkleithen hin wurde eine kleine Wolke sichtbar, die sich über die halbe Ortschaft ausbreitete. Die Wolke senkte sich sehr tief, sodaß die Leute, die in den Weingärten und auf den Feldern arbeiteten, nur die Kirchturmspitze hervorragen sahen. Es erfolgte ein Donnerschlag und es erhob sich ein furchtbarer Sturm. Russbach sah aus, wie in Nebel gehüllt. Plötzlich begann es derart zu schütten, daß in unglaublich kurzer Zeit alles bis zum Wege der Pfaffenzeile in Wasser stand. Das Wasser füllte in der Herrengasse und im Winkel viele Keller, hob die Gewölbe aus, sodaß Keller einstürzten. Dabei ging viel Wein zugrunde. Im Hause Nr. 55 sank ein großer Teil des Hofes sowie die Küche in den Hauskeller. Die 30- und 40-Eimerfässer, mit Wein gefüllt, wurden vom Wasser gehoben. Da sie aber fest verspundet waren, so war der Wein gerettet. Besonders arg mitgenommen wurde "der Winkel". Das Wasser sprengte die Tore der Scheuern auf und man sah da Garben, Werkzeuge, Holz usw. auf dem Wasser schwimmen. Ein Zug Pioniere war hierher beordert, grub die verschütteten Fässer in den Kellern aus, stützte die beschädigten zum Teile eingestürzten Häuser und leistete Hilfe, wo es nottat. Wie reißend das Wasser von dem Weinberg herunterstürzte, beweist die Angabe einer Frau, die zur Zeit des Wolkenbruches mit ihrem Söhnchen den sogenannten Gatternweg hinausgehen wollte. Beide wurden von den Wassermassen fortgetragen, konnten sich jedoch eine Staude am Wegrande ergreifen und retteten sich so. Für die Beschädigten wurde in vielen Orten gesammelt und eine Unmenge Geld erhielt das Gemeindeamt zur Aufteilung an die Beschädigten. So konnten diese ihre verwüsteten Häuser herrichten, die Keller aufbauen usw. Auch manche Beschädigten erübrigten noch Geld, welches sie der Sparkasse anvertrauten. Von weit und breit kamen Neugierige hierher, um die furchtbaren Greuel der Verwüstung zu besichtigen. Als viele Häuser unter Wasser standen, zeigte sich, daß man mit der Spritze die tiefen Keller nicht auspumpen konnte. Das Wasser mußte damals mit Butten heraufgetragen werden. Es wurde daraufhin beschlossen, eine Kolbenpumpe, Hydrophor genannt, zu kaufen. Diese wurde aber erst um 1890 gekauft. Die Kolbenpumpe war auf einem zweirädrigen Karren aufgebaut, der von den Feuerwehrmännern bis zur Einsatzstelle gezogen wurde. Die Pumpe konnte dann vom Fahrgestell genommen werden und von vier starken Männern in jeden tiefen Keller getragen werden. Man brauchte nur zwei Meter Saugschläuche, weil die Pumpe nach dem fallenden Wasser nachgezogen wurde.